Wenn’s oben fehlt, rinnt’s unten weg. Bei schlechter Politik geht nicht nur wertvolles Wasser den Bach runter.

So werden Folgefehler betoniert

Wassermanagement für den Kanal ist eine Idee des letzten Jahrtausends. Die „Erfindung“ der TU Graz ist ein „Vorzeigeprojekt“ von Rektor Harald Kainz, der unbeirrbar an dieses Millionenschwere Betongrab glaubt. Für umfangreiche Tests dieser wahrlich überholten Technik, wünscht sich die TU natürlich ein 1:1 Modell. Und findet im Rathaus großzügige Unterstützung. Schlechte Politik schickt gutes Geld durch den Kanal.

Wo wird das Betongrab verlegt?

An diesen Stellen ist mit einer erheblichen Belastung durch die Großbaustelle in der Stadt zu rechnen.

Der Kanal als Millionengrab schöpft die Ressourcen nicht richtig aus. Vielmehr sollten Lösungen angestrebt werden, die das Einfließen des Regenwassers in das Kanalsystem vermeiden. Auch das Grazer Stadtentwicklungskonzept (STEK 4.0) sieht zur Entlastung der Kanalisation und zur Anreicherung des Grundwasserkörpers eine Verringerung des Regenwassereintrags in das Kanalnetz vor. Dazu soll eine Versickerung von Oberflächenwasser vor Ort angestrebt, befestigte Flächen entsiegelt und Bäche aus dem Kanalsystem ausgeleitet werden.

Ohne Initiative werden die Lösungen von gestern für uns zur Belastung von morgen.

In der Abwassertechnik nach dem überholten Modell wird Regenwasser als „Abfall“ betrachtet. Mit dem Klimawandel werden wir diese Ressource in der heißen Stadt jedoch dringend brauchen. Einfach wird das nicht, Forschung und Entwicklung sind hier besonders gefragt. Für erhebliche Probleme – wie das Trennen von Regenwasser und Partikelabrieb von Straßen oder Dächern – gibt es vielversprechende Lösungsansätze. Eine Richtungsänderung im Denken kann viel bewirken. Konkretes Beispiel hier: Durch die 8 Einleitungsstellen sind 8 Ansatzpunkte für Speicherstellen mit Vorreinigung und anschließendem Auslauf in die Mur im Starkregenfall definiert. Lt. alternativen Planungen könnte eine dezentrale Lösung zu einem Bruchteil der Kosten realisiert werden. Würde für alle Entlastungsstellen ein derartiges Konzept angewandt, könnte man wirklich zu einer Verbesserung der Gewässer beitragen.

 

 Die Mur nach der kompletten Rodung beim Puchsteg.

Die Mur nach der kompletten Rodung beim Puchsteg.

Rodungen gehen 2018 weiter

839 Bäume in der Stadt müssen für den Kanal zusätzlich entfernt werden. Diese werden lediglich im Verhältnis 1:1 wiederaufgeforstet.

  1. Für den Speicherkanal selbst wird am linken Murufer gerodet. Zwischen Seifenfabrik und Radetzkybrücke ein Streifen, der zwischen einem und fünf Metern breit ist.
  2. Zusätzliche Rodungsflächen sind für vier Kanalanschlüsse am rechten und fünf am linken Ufer (je 100 m²) sowie für zwei Bauwerke (je 500 m²) vorgesehen.
  3. Zwischen Radetzkybrücke und Andreas-Hofer-Platz sind für diesen Speicherkanalabschnitt keine Rodungen geplant.

Muss der Speicherkanal gebaut werden?

Aus rechtlicher Sicht: Nein. Es gibt keine Rechtsgrundlage für den Speicherkanal. Die Stadt beruft sich auf eine Richtlinie zur Abwasseremissionsverordnungen (AEV), die derzeit keine Gesetzeskraft hat und von der niemand weiß, wann und ob sie das je haben wird. Oder in ihren eigenen Worten: „Die AEV Mischwasser, welche als Entwurf bereits seit Jahren vorliegt, wurde jedoch noch nicht rechtskräftig erlassen.“ Weiter heißt es: „Unter der Prämisse einer bevorstehenden Verordnung wurde mit ersten Untersuchungen zur Mischwasserbewirtschaftung im Jahr 2004 begonnen.“ (AUS: Wasserland Steiermark, 1/2016 - S33 ff) Fakt ist: Bis heute gibt es das Gesetz nicht.

Fragen Sie einen Fiaker, er wird auch nicht müde werden sein Gespann als „Stand der Technik“ in den Himmel zu loben.


„Im Wasserrechtsgesetz ist festgeschrieben, dass der sogenannte „Stand der Technik“ einzuhalten ist. Um diesen zu erreichen ist es erforderlich den ZSK zu errichten.“ Das ist glatt gelogen auf murkraftwerk.at/FAQ, selbst die Holding Graz widerspricht hier ihrem Partner (siehe oben). Dass darüber hinaus mit der schwammigen Formulierung „Stand der Technik“ ein 84-Mio.-Projekt argumentiert wird, ist sogar für Grazer Verhältnisse ungewöhnlich.